Buchla Music Easel
- Artikel-Nr.: 130115
Nach 40 Jahren wird dieser legendäre und gesuchte Buchla-Synthesizer aus der 200-Serie wieder neu gebaut. Es gibt ein paar kleine Änderungen hier und da, aber weitestgehend gleicht er dem Original, einem äußerst wohl durchdachtem Instrument mit großartigem Sound, sinnvoll gesetzten Patchpunkten. Der kleine Sequenzer und das Touchkeyboard mit Arpeggiator laden zum direkten Spiel und Interaktion mit dem Music Easel ein, was enorm Spaß macht und für herrliche Polyrhythmik sorgen kann. Die MIDI-Fähigkeiten beschränken sich auf Note On/Off und die Synchronisation des Arpeggiators zur MIDI Clock. Bei MIDI-Synchronisation dient der Arpegiator-Rate-Regler als Clockdivider und erlaubt auch Triolen etc.
Auf den ersten Blick wirkt der Easel wegen der vielen Schalter, Schieberegler und etlicher nicht beschrifteter Buchsen verwirrend, doch an sich ist alles sehr logisch aufgebaut. Die Farbe der Buchsen entspricht meist den Segmenten des Easels (violett = Druck des Keyboards, gelb = Pulser, weiß = random, orange = Hüllkurve, blau = Sequenzer). Die schwarzen Buchsen sind CV-Eingänge, die immer links vom zu steuernden Parameter liegen. Die Buchsen oben am Gerät sind beschriftet und damit selbsterklärend. Die Position der meisten Banananenbuchsen ist direkt unterhalb der Fader so gewählt, daß man keine Patchkabel braucht, sondern die mitgelieferten Kurzschluß-Brücken nutzen kann. Dies erhöht die Übersichtlichkeit eines Patches natürlich enorm.
Die Klangerzeugung des Music Easel basiert auf einem komplexen Hauptoszillator und einem Modulationsozillator. Letzterer wird üblicherweise zur Modulation des Hauptoszillators genutzt, kann aber auch als zweiter VCO verwendet werden und kann über das zweite Lopass Gate in den Signalweg geroutet werden, aber dazu unten mehr.
Der Hauptoszillator kann mit den Pitch Regler über 5 Oktaven gestimmt werden und sein Verhalten auf eine einkommende CV über den +/-Polaritätsschalter geändert werden. Die Wellenform ist von den zwei Timbre-Sektion abhängig. Ist der Timbre-Fader und auch der Timbre-Poti auf so hören wir einen Sinus. Dreht man den Timbre-Poti auf so wird (je nach Schalterstellung) zu einem Sägezahn, Rechteck oder Dreieck umgeblendet. Der Timbre-Fader wiederum modifiziert diese Wellenform mittels eines Wavemultipliers, der komplexe obertonreiche Klänge liefert.
Der Modulationsozillator hat keine Timbre-Sektion sondern nur umschaltbare Wellenformen (Säge, Rechteck und Dreieck). Er kann im Hi-Modus als VCO funktionieren und im Lo-Modus als LFO. Seine Frequenz ist spannungssteuerbar und kann auch vom Keyboard gespielt werden (schaltbar). Ein Kippschalter wählt wie der MO den Hauptoszillator moduliert, nach Art eines Ringmodulators, zur Amplitudenmodulation oder zur Frequenzmodulation. Die Intensität wird mit dem modulation-Fader eingestellt, kann aber wiederum auch CV-moduliert werden.
Der oder die Oszillatoren werden mit den Lopass Gates (LPG) bearbeitet. Diese sind Vactrol-basierte Schaltungen mit organischem Verhalten, die entweder als Tiefpassfilter, als VCA (gate) oder als Kombination aus beiden arbeiten können. Das Audiosignal des ersten LPGs ist immer der Hauptoszillator. Das zweite LPG ist um 180 in der Phase gedreht und hat ein flexibles Routing: entweder Ausgang des 1. LPGs (was durch die Phasendrehung Highpass-Klänge ermöglicht), der Modulationsozillator oder ein externes Audiosignal. Die Ausgänge der beiden LopassGates werden in der Output Section gemischt und sind separat im Pegel regelbar. Ein darauf folgender echter Federhall mit dry/wet-Regler verleiht dem Klang des Easels auf Wunsch etwas mehr Tiefe.
Gespielt werden kann der Easel mit dem Touch-Keyboard und/oder dem Sequenzer. Das Keyboard mißt die Auflagefläche deiner Haut und ist so pseudo-drucksensitiv. Es umfaßt zweieinhalb Oktaven, hat aber rechts oben Oktavwahl-Touchpads. Bei normalem Spiel wird jeweils nur ein Finger ausgewertet, das Keyboard kann aber auch mehrere Finger analysieren, was das Spiel mit dem internen Arpeggiator ermöglicht. Dieser hat seinen eigenen Temporegler.
Der Pulser ist ein Impulsgenerator, den man als Clockquelle oder als zweiten LFO nutzen kann. Er kann sich selber loopen oder vom Keyboard-Gate bzw. dem Sequenzer getriggert werden. Die Hüllkurve ist je nach Einstellung eine AD oder eine ASR-Hüllkurve und kann vom Pulser, dem Sequenzer oder dem Keyboard-Gate getriggert werden. Der Analogsequenzer hat 3, 4 oder 5 Steps und Gate-Schalter pro Step. Seine Triggerquelle kann der Pulser oder der Druck auf das Keyboard sein. Das Zusammenspiel der Verschaltungsoptionen und dem simultanen Spiel auf dem Keyboard kann sehr interessante rhythmische Ergebnisse liefern.
Die oben gennanten Touchpads können nicht nur die Grundstimmung in Oktaven transponieren - In der Schalterstellung "preset" können sie mit den vier Potis eingestellte Festspannungen abrufen, um die Tonhöhe zu ändern. Über den direkten Output kann man die Touchpads beliebig routen.
Speicherbarkeit ist möglich, dazu müssen alle Verbindungen und Faderstellungen auf Platinenkartennachgelötet werden. Der Easel kann aber entweder die Werte aus der Speicherkarte abrufen, oder die Einstellungen der Regler auf der Frontplatte oder eine Kombination aus beiden, sprich man hat sozusagen drei Sounds zur Auswahl! Ein geplantes Interface zur Verbindung mit iOS-Geräten wird die Speicherbarkeit deutlich vereinfachen.