Black Corporation - Kijimi
Kijimi ist ein moderner acht-stimmig polyphoner Analogsynthesizer mit einem sehr nuancierten, exzellenten Klang. Er hat eine einfache, vollanaloge Audiosignalführung und eine komplexe, aber stets übersichtliche Modulationssektion. Als Inspirationsquelle diente eine mythische Legende aus dem Frankreich der späten 70er Jahre: Der RSF Polykobol. Bedienelemente, Klangerzeugungsprinzipien und auch seltsame Eigenarten lassen sich im Kijimi sofort wiedererkennen. Er ist dabei aber kein Klon, sondern eine wunderbar gemachte Neuinterpretation!
Kijimi hat keine Effekte, keinen Sequenzer, keine Mega-Multistage-Hüllkurven und Spezialfilter(bänke). Er unterteilt sich in zwei Bereiche: Eine fein aufeinander abgestimmte Klangerzeugung und eine komplexe Modulationssektion. Für alle wichtigen, im direkten Schrauben und Spielen relevanten Parameter gibt es Regler bzw. Schalter.
Für alles weitere gibt es ein unauffälliges und (ziemlich) kleines OLED-Display mit 128*64 Pixeln. Es steht für die Editierung von Feineinstellungen wie z.B. Tuning, Quantisierung, Verhalten und Frequenzumfang der LFOs zur Verfügung. Auch die Verwaltung der 384 Presets kann hier vorgenommen werden. Ebenso die umfangreichen MIDI Einstellungen, die auch die Unterstützung von MPE erlauben! Die Firmware kann über den USB Port aktualisiert werden und für die Zukunft sind auch schon Verbesserungen und Erweiterungen angekündigt.
Klangerzeugung:
Kijimi ist Synthesizer mit zwei Oszillatoren (plus Suboszillator für Osc1), Tiefpassfilter, VCA, zwei Hüllkurven und zwei LFOs. Dies befindet sich alles im rechten Teil des Kijimi. Das wirkt als grobe Beschreibung recht einfach, aber es sind die Details und das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten, die den herausragenden Grundklang des Kijimi erschaffen. Er hat u.a. die Eigenschaft in jeder Einstellung richtig zu „sitzen“.
Die Einflüsse des Polykobol sind an vielen Stellen bemerkbar und das beginnt direkt bei den Oszillatoren. Diese haben diskret aufgebaute Waveshaper und erlauben stufenlos überblendbare Wellenformen. Von Dreieck nach Pulswelle. Ganz am Ende des Reglers springt der Oszillator dann auf Pulswelle mit PWM. Kijimi ist nicht der einzige Synthesizer, der über dieses Feature verfügt, aber bei ihm resultiert dies in einem echten Highlight, weil sich seine Waveshaper sehr fein und sehr „ergiebig“ einstellen lassen…und natürlich auch modulierbar sind.
Auch eher seltsame Eigenheiten des Polykobol wurden übertragen: Die Lautstärke von Osc1 und Rauschen ist nur in drei Stufen (1/3, 2/3, 1/3+2/3 = 1) wählbar. Osc2 ist aber stufenlos zumischbar. Ebenso der Suboszillator, der aus Osc1 abgeleitet wird und immer eine Pulswelle eine Oktave tiefer spielt. Über weitere Schalter können die Oszillatoren auch synchronisiert und vom Keyboard entkoppelt werden. Osc2 kann über einen eigenen Regler stufenlos gegenüber Osc1 verstimmt werden. Die Potis für „Frequency“ / Grobstimmung sind jedoch in Halbtonschritten gerastert. Das ist eigentlich praktisch. Man muss sich aber erst einmal dran gewöhnen.
Allein mit den Waveshapern lassen sich schon sehr schöne Klangfarben(verläufe) erzielen. Zusätzlich gibt es noch einen Tiefpass-Filter. Es ist nicht der SSM2040 aus dem Kobol, sondern eine Variante des 2044. Mit einer Flankensteilheit von 12db/Okt ist es ein weiches Filter, aber nie schwammig. Im Gegenteil: Gerade bei Filter-FM Klängen zeigt sich seine große Agilität. Es passt von seiner Art her genau zu den Nuancen, die die Oszillatoren bzw. Waveshaper bereitstellen. Innerhalb der Filtersektion befinden sich „direkt vor Ort“ viele Regler mit denen sich die Modulationstiefe von z.B. der Hüllkurve, der Anschlagsdynamik, dem Aftertouch auf Cutoff bzw. Resonanz regeln lässt.
Die zweite Hüllkurve ist für den Filter und als Quelle für Pitch und Waveshape von Osc1 und 2 vorgesehen, während die erste alleinig für den VCA, also die Laustärke, zuständig ist. Beide sind als ADSR-Hüllkurven ausgelegt, wobei das Hüllkurvenverhalten sehr artikuliert ist und die Zeiten sehr schnell sein können. In der normalen Einstellung ist dann manchmal vor allem der Ausklang (zu) kurz. Deswegen ist zwischen den beiden ADSRs ein weiterer Schalter mit dem sich die Zeiten um den Faktor 2, 3 bis 4 multiplizieren lassen. Ein weiterer Schalter aktiviert „cycle“, also Hüllkurven-Looping. Dies ist schön gemacht im Stile alter EMS Synths als Trapezoid-Generator. „Sustain“ stellt dann nicht mehr den Haltepegel ein, sondern die Zeit über die der maximale Pegel gehalten wird. Rechts neben den Hüllkurven ist noch ein Regler für die Gesamtlaustärke und einer für die Portamento bzw. Glissando-Zeit.
Modulationssektion:
Die LFOs als „Hauptmodulatoren“ nehmen genauso viel Platz ein wie die Oszillator-Sektion. Jeder der beiden ist zwischen den klassischen Wellenformen (Sinus bis Pulswelle und Random = gestufter Zufall) umschaltbar. Hier sind die Wellenformen also (leider) nicht überblendbar. Jeder LFO ist aber mit einer einfachen Attack-Release-Hüllkurve kombiniert, die auf dessen Lautstärke / Intensität wirkt. Dies heißt, dass sich in dieser Sektion sehr einfach elegante LFO Ein- und Ausblendungen realisieren lassen, die als Ergebnis dann an die Modulationsziele, wie z.B. Waveshape (!), Filter Cutoff / Resonanz und Subosc-Pegel geschickt werden können. Die Geschwindigkeit der LFOs kann wiederum von der Anschlagsdynamik und Aftertouch moduliert werden! Ab Werk ist der Bereich von 0.1 bis 100Hz eingestellt. Er kann aber über das Menü nach oben und unten angepasst werden.
Noch weiter links ist dann die das zweite Herzstück des Kijimi: die Modulationsmatrix. Die Art, wie Modulationen zugewiesen und geregelt werden ist eindeutig vom Polykobol inspiriert.
Im oberen Bereich findet sich je ein Regler für LFO1, LFO2 und ADSR2 und rechts davon eine Reihe von Schaltern. Mit dem Regler lässt sich die Modulationstiefe einstellen und mit den Schaltern das Ziel zuweisen.
Jeder Schalter hat zwei LEDs: grün und rot. Grün steht für positive / unipolare, Rot für negative / unipolare Modulation. Sind beide an …so ist die Modulation bipolar. Total einleuchtend, sehr schnell zu bedienen, dabei stets präzise zu kontrollieren und extrem mächtig. Natürlich kann jede beliebige Kombination von einem, mehreren oder allen Zielen in uni- oder bipolar ausgewählt werden.
Osc2 als Quelle verhält sich etwas anders. Hier gibt es zwei Regler für die Tiefe des Einflusses auf Osc1 (FM!) oder Filter (Filter-FM!!). Gerade letztere demonstriert auf beeindruckende Art und Weise die Agilität des Filters.
Anschlagsdynamik (Velocity) und (Poly-!) Aftertouch sind ebenfalls Modulationsquellen. Für diese beiden Parameter gibt es pro Ziel einen Regler. Das erlaubt ein sehr (!) ausdruckreiches Spiel mit extrem feinen Nuancierungen.
Es ist das Zusammenspiel der einzelnen Elemente, das Regelverhalten und die Wertebereiche der Potentiometer, die Übersichtlichkeit und Möglichkeiten der Modulationsmatrix gepaart mit dem fantastischen Klang – kurzum: The whole package!, die den Kijimi zu einem großartigen Synthesizer machen. Jetzt auch antestbereit im Showroom!